Erste Oberin ist auch mit 95 Jahren noch "im Dienst"

Sr. Damiana stand viele Jahre in der Verantwortung des Ordens

Auch mit 95 Jahren nimmt sie rege am Leben im Franziskanerinnen-Kloster "Jungfrau der Armen" in Bütgenbach teil. "Ich freue mich, immer noch in der Schwesterngemeinschaft dabei sein zu dürfen", sagt Sr. Damiana, die am 9. Februar ihren hohen Geburtstag feiert.

Täglich findet sie den Weg zur Klosterkapelle, um mit den anderen Ordensfrauen zu beten und Gottesdienst zu feiern. Vor allem blickt sie mit Dankbarkeit und Zufriedenheit auf ihr 63-jähriges Ordensleben zurück. Ihre erste Aufgabe sieht die aus Deidenberg stammende Sr. Damiana nach über sechzig Ordensjahren vor allem im Dienst des Gebetes. "Den Gebetsgeist wollen wir hier im Haus weiterführen." Nach dem plötzlichen Weggang der Karmelitinnen aus Bütgenbach und nach dem Wegzug der letzten Franziskanerinnen von der hl. Familie aus den Klöstern von Turnhout, Antwerpen, Gensterblum und später Lüttich,  hat sie im Jahr 1985 mit zwei anderen Ordensfrauen das Kloster an der Domäne in Bütgenbach vor dem Aus gerettet. Lang war das Haus für viele Menschen eine wichtige Anlaufstelle, wo sie ihre Sorgen anvertrauen und um ein  Gebet bitten konnten.

Das Hauptanliegen dieser Stätte ist es, eine Anlaufstelle für Gebetsanliegen aller Art zu sein. Die Franziskanerinnen führen die damals übernommene Aufgabe der Karmelschwestern weiter. Vielen Menschen hängen weiterhin an "ihrem" Kloster, weiß Sr. Damiana aus Erfahrung.

Sr. Damiana, mit bürgerlichem Namen Margareta Lenges, wurde am 9. Februar 1924 als zweitjüngstes von sechs Kindern in Deidenberg geboren. Dort verbrachte sie ihre Kinder- und Jugendzeit und führte – nachdem die Mutter in jungen Jahren verstorben war und drei ihrer vier Brüder aus dem Zweiten Weltkrieg nicht nach Hause kamen – den Haushalt und die Landwirtschaft.

"Die schwere Kriegszeit musste zuerst einigermaßen verheilen, ehe ich an einen Zukunftsplan für mich denken konnte. Zudem war mein Einsatz zu Hause erforderlich. In dieser Zeit habe ich mich von Gott und dem Glauben eher abgewandt", erinnert sich Sr. Damiana.

Wendepunkt

Dann erlebte sie eine Umkehr, die zunächst mit scharfer Kritik an Gott begann, aber langsam zu einer Hinwendung zu ihm wurde. "Dieses Erkennen führte mich schließlich auf die Suche zu einer totalen Hingabe an Ihn." Als 30-Jährige suchte sie nach einer Lebensart, sich ganz Gott zu weihen. . Sie stellte sich zusehends die Frage nach einer geistlichen Berufung. „Was will Gott von mir?“, so die Frage, die sie sich an diesem Drehpunkt ihres Lebens stellte."Aus dieser Suche ist mein Lebensprogramm geworden."  So entschied sie sich mit 32 Jahren in die Kongregation der Franziskanerinnen von der Hl. Familie einzutreten. Eine Niederlassung dieses Ordens befand sich zu ihrer Zeit im Ameler Vinzenzhaus. Margareta kannte somit diesen Orden und hielt regelmäßig Kontakt zu diesem Haus.  Als Spätberufene trat sie am 2. Februar 1956 in die Kongregation in Dolhain ein. Am 4. September 1963 legte sie ihre Ewigen Gelübde ab. "Die damalige Entscheidung ist mir niemals leid geworden", betont die Jubilarin. Weitere Stationen ihres langen Ordenslebens waren neben Dolhain Turnhout, Mayen und Eupen (Kneipp-Kur-Anstalt).  Sie stand viele Jahre in der Verantwortung des Ordens und in der Leitung verschiedener Häuser.


Bütgenbach, 09.02.2019, Besuch des Gemeindekollegiums


Im Jahre 1985 übernahm Sr. Damiana mit zwei Ordensfrauen den "Karmel", den es seit dem 8. Dezember 1949 an der Domäne gab und der fortan Haus „Jungfrau der Armen“ heißen sollte. Der damaligen Eupener Provinzoberin und den Franziskanerinnen von der Heiligen Familie war es ein Herzensanliegen, die ehemalige preußische Staatsdomäne der Bevölkerung als eine Stätte des Gebetes zu erhalten. Damit hat Sr. Damiana einen besonderen Beitrag zur Erhaltung dieser Gebetsstätte in der Eifel geleistet.

Für die Franziskanerinnen war die Übernahme des Klosters in Bütgenbach ein „Sprung ins Ungewisse“, da ihre Schwerpunkte als Franziskanerorden eher im karitativen als im kontemplativen Bereich (wie bei den Karmelschwestern) liegen. Trotzdem wagten sie diesen Schritt und zogen mit einer kleinen Gemeinschaft von drei Schwestern (Sr. Beatrix, Sr. Franziska und die Jubilarin Sr. Damiana) nach Bütgenbach. Mit der Weiterführung dieses Hauses als Franziskanerinnenkloster wurde Bütgenbach Hauptsitz der belgischen Region und damit Provinzialat. Darüber hinaus dient es der Kongregation als Exerzitien- und Tagungshaus. Im Laufe der Jahre kamen weitere Schwestern hinzu, so aus Antwerpen (nach der Schließung der dortigen Niederlassung im Jahre 1994) und dem Eupener Klösterchen. Am 2. Dezember 2003 kamen - nach der Schließung der Kneipp-Kur-Anstalt in Eupen - fünf weitere Franziskanerinnen ins Haus „Jungfrau der Armen". Mitte November 2003 kam die aus Recht stammende Sr. Gilberte von Lüttich nach Bütgenbach. Sie wurde die neue Oberin und gleichzeitig Regionaloberin. Damit übernahm sie die Nachfolge der heutigen Jubilarin, Sr. Damiana, die neun Jahre lang Oberin in Bütgenbach war.

Seit November 2014 wird das Haus von Sr. Florentine (Rosa Drösch, Wirtzfeld) und Sr. Emiliana (Anna Paquay, St.Vith). den beiden Koordinatorinnen,  geleitet. Heute zählt das Kloster in Bütgenbach sechs Ordensfrauen.


 

HINTERGRUND

Die Bevölkerung selber hat den Karmel vor 70 Jahren gebaut

"Da verhungern wir ja, da findet uns kein Mensch"

Als Flüchtlinge trafen am 4. Juli 1941 sieben Karmelitinnen in Bütgenbach ein. Ihr Mutterhaus, das Karmelkloster Pütz­chen bei Bonn, war von den Nazis auf­gelöst worden. Die im Bütgenbacher Krankenhaus tätigen Vinzentinerinnen boten den Flüchtenden ein neues Zuhause.

Nach Kriegsende wollten die Karmelitinnen in ihr altes Stammhaus zurückkehren. Auf Anfrage und auch auf leichten Druck von offizieller Seite ließen sich die Schwe­stern aber bewegen, in der Nordeifel einen neuen Karmel zu gründen. Zu­nächst bezogen sie das Haus von Paul Alard in der Büllinger Straße.

Im August 1945 wurde dort der Karmel unter der Bezeichnung „Jungfrau der Armen“ gegründet, und am 1. März 1946 lag die offizielle Genehmigung aus Rom vor.  Die Weihe an die Jungfrau der Armen lag nahe, war doch in jener Zeit die Armut in der Eifel stark ausgeprägt.  Es war damals der kleinste Karmel auf der Welt. Der damalige Lütticher Diözesanbischof, Louis-Joseph Kerkhofs, sprach bei der Einweihung des neuen Karmels: „Dass ihr jetzt arm seid, das sieht man, sorgt dafür, dass ihr auch arm bleibt.“

Da das kleine Haus keine Ausbaumöglichkeiten bot, um weitere Schwestern zu den sieben Gründerinnen aufzunehmen, wurde den Schwestern im Jahr 1948 nahe gelegt, die noch vom Krieg zerstörte, einst preußische Staatsdomäne zu übernehmen.  Große Aufregung in der kleinen Karmel-Gemeinschaft! Die Abgeschiedenheit des An­wesens spielte eine große Rolle. „Da verhungern wir ja, da findet uns kein Mensch ", hieß es damals unter den Schwestern. Eine Rolle spielte auch die hohe Kaufsumme, dazu eine noch größere Summe um das Haus wieder bewohnbar zu machen. Jahrelang stand das Haus ohne Dach, Fenster und Türen da. Der Provinzial des Karmels, der gerade in Chèvremont weilte, wurde herbeigerufen. Am 8. September 1948 trat das Kapitel zu­sammen und beschloss, mehr äußerem Rate als innerem Antrieb folgend, das Haus zu kaufen. Am 15. Okto­ber 1948 wurde der Akt in Malmedy unter­zeichnet.

Das frühere Verwaltungsgebäude der Domäne Bütgenbach war durch den Krieg so stark beschädigt worden, dass die Instandsetzung nur mit breiter Hilfe der gesamten Bevölkerung möglich war.  Eine breit angelegte Hilfsaktion wurde gestartet, um dieses Anwesen in einen Karmel umzuwandeln.  Unzählige Menschen aus der Nordeifel haben in vielen Wochen das Haus saniert. Ein Teil des Hauses wurde von der Klausur der Schwestern abgetrennt und diente fortan als Kapelle und  Sakristei und als  Wohnräume für auswärtige Gäste.

Im Jahr 1949 konnten die Schwestern in feierlicher Prozession vom Bütgenbacher Ortszentrum zur Domäne heraufziehen. Bischof L. J. Kerkhofs nahm am 8. Dezember 1949 die Weihe des Altars sowie die Segnung des Hauses vor. Am 6. Januar 1950 wurde die Klausur endgültig geschlossen.

Doch der Bau reichte für ein geregeltes Ordensleben nicht aus und belastete zudem die Gesund­heit der Schwestern. So kam es 1973/74 zu einem Anbau.  Und nochmals sollten die Schwestern die Mühe eines Baus auf sich nehmen. Am 16. Mai 1980 wurde mit der Ausschachtung zum Kapellenbau begonnen. Und wieder waren es freiwillige Helfer, die sich nach Feierabend an den Bauarbeiten beteiligten. Am 27. September 1981 folgte schließlich die Weihe des Altars und der Kapelle durch Bischof Wilhelm-Maria van Zuylen.

Da der Nachwuchs fehlte, wurde am 1. Dezember 1985 der Karmel nach 40 Jahren offiziell geschlossen und das Gebäude den Franziskanerinnen von der hl. Familie überantwortet, die seit 34 Jahren die Tätigkeit der Karmelitinnen fortsetzen.  (kli)

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